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„Der Geschmack der Kraft“
Allein der Genuss eines Blickes, einer lyrischen Wendung, oder das Ziehen eines Beines reicht schon aus, um das Verlangen zu entfachen, erneut in das Ästhetische eintauchen zu wollen. Ästhetischer Genuss ist eine Sache tiefsten Begehrens. Deshalb jagen wir dem Gelingen so eifrig hinterher. In den Künsten scheint das Streben nach einer Steigerung der Leistung durch eine Forschung zur Förderung der praktischen Vermögen bedient zu werden. Nur was wäre, wenn die Idee einer Wirkung des Ästhetischen nicht Ergebnis, sondern konstitutive Voraussetzung der künstlerischen Praxis ist? Die Studie, deren philosophische Grundlage in der anthropologischen Genealogie der Ästhetik nach Johann Gottfried Herder sowie in der Idee des Dionysischen in der Kunst nach Friedrich Nietzsche zu suchen ist, zeigt: Einen Geschmack der Kraft zu bilden, könnte die verlorene Kraft der Kunst zurück bringen.
Erste Publikation zu dem Thema: „Der Geschmack der Kraft. Zur Performativität künstlerischen Schaffens“ erschienen bei transcript April 2016.
„Rausch und Flow“
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. rer. nat. Michael Doppelmayr (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
„Damit es Kunst giebt, damit es irgend ein Thun und Schauen giebt, dazu ist eine
physiologische Vorbedingung unumgänglich: der Rausch."
Friedrich Nietzsche, Streifzüge eines Unzeitgemäßen
Im Zustand des Rausches vermag der Mensch als Künstler gesehen die Dinge verwandeln, da sich in diesem Zustand der Erregung sein ästhetischer Ausdruck entlädt und die Kraft des Verwandelns alles zugleich heraustreibt. Er ist in seiner Praxis selbstbewusstes Vermögen und rauschhaft entfesselte Kraft. In der philosophischen Deduktion des künstlerischen Schaffens bedeutet das Können des Menschen als Künstler das Vermögen zur Überschreitung der Vermögen in ihrer Entfesselung als Kraft. Das lebendige Wirken der eigenen Kräfte bedeutet jedoch keineswegs die Entmachtung der Vermögen. In der psychologischen Analyse des Flowerlebens geht man hingegen von einer Ausschaltung des bewussten Zugriffs auf die Vermögen aus. In einer transdisziplinären Studie von Erkenntnisphilosophie und Neuro Science sollen hier zwei Denktraditionen zu jenem höchsten sinnlichen Genuss miteinander in Beziehung gebracht werden.
„Kulturelle Bildung“
Förderung durch die Mercator-Stiftung (Projektvolumen 200.000 Euro), Leitung des Standortes Mainz, in Kooperation mit den Universitäten Marburg, Münster und der Hochschule für Musik und Tanz Köln
In der Konstruktion des Selbstkonzeptes in unserer postmodernen Gesellschaft spielt die kreative Auseinandersetzung mit den Medien der Kunst eine bedeutende Rolle. Da jedoch die strukturellen Bedingungen einer Förderung jener pädagogischen wie therapeutischen Prozesse noch weitestgehend ungeklärt sind oder aber monodisziplinär erforscht werden, ist hier ein gewaltiger Forschungsbedarf zu verzeichnen. Eine erste Studie untersucht Effekte eines künstlerisch-pädagogischen Angebots für Grundschulkinder bezüglich der Bereiche Kreativität und emotionale Kompetenz. Die sozialen Lebensbedingungen der Kinder sowie die Zusammensetzung der Gruppen werden dabei ebenfalls differenziert betrachtet. Die Entwicklung von ästhetischer Praxis in Vernetzung mit den empirischen Studien mündet in eine kritische Reflexion ästhetischer Inszenierungsformen. Damit sollen zum einen die Bedingungen von individueller Begleitung in der Konzeption von Selbstkonzepten geklärt werden. Die Auswertung der Ergebnisse ermöglicht zudem, Möglichkeiten inklusiver künstlerischer Angebote zu entwerfen.